Bereits um 16:30 Uhr startete dann am Dormitorium vor dem Kreuzgang des Stiftes Asbeck eine hochinteressante, spannende, immer wieder von netten Anekdoten gekennzeichnete Führung durch die Geschichte des Ortes Asbeck. Der Leiter der Asbecker Stiftsdokumentation,​ Dipl.-Theol. Bernhard Laukötter M. A., begrüßte uns im Freiweltlichen adligen Damenstift Asbeck und erläuterte zunächst die Entstehungsgeschichte des Klosters. Gegründet im 12. Jahrhundert vom Bischof von Münster als adeliges Damenstift, welches bis 1805 Bestand hatte. (Mehr Daten siehe Link unten) Besonderes Augenmerk galt der in Deutschland sehr seltenen zweigeschossigen Kreuzganggalerie. Ursprünglich entstand hier um 1173 ein Doppelkloster, das bis 1533 nur von Augustiner-Kanonissen bewohnt wurde. Ab dann war es bis 1811 ein adeliges Damenstift. Natürlich waren schnell auch Bezüge und Ähnlichkeiten mit Nottuln im Gespräch.

Anschließend ging es in das nebenan gelegene Dormitorium wo heute auch Trauungen durchgeführt werden und für allzu vergessliche Brautleute, dass notwendige Wort zum Eheglück zum nachlesen aufgestellt ist. Herr Laukötter erzählte recht lebensnah und gekonnt vom Leben der Stiftsdamen im späten Mittelalter und führte uns Besucher dann in die benachbarte Stiftskirche St. Margareta (1150/1225), nicht ohne vorher noch den Glockenturm zu bestaunen, der auch wohl zumindest zeitweise als stabiler Wehrturm genutzt worden ist. Die Kirche besitzt einen kreuzförmigen Grundriss sowie ein Langhaus mit zwei Gewölbeabschnitten, das in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert errichtet wurde. Es wurde 1220 um Chor und Querschiff erweitert und befindet sich tatsächlich im Originalzustand, da durch die Kriegswirren zumindest das Gebäudeensemble in Asbeck keinen Schaden nahm. Das älteste Ausstattungsstück ist wohl der Taufstein von ca. 1230, an dem die Asbecker, auch Herr Laukötter getauft wurden und werden.

Fast schon ein Kuriosum wurde uns dann mit verschmitztem Lächeln und auch gewissem Stolz von Herrn Laukötter in der Sakristei vorgestellt. Ein hölzerner Handtuchhalter! „Tja seines Wissens wäre es das letzte Exemplar was noch in deutschen Kirchen zu finden sei!“ Viele Verantwortliche in den Gemeinden wären sich wohl nicht bewusst gewesen, welch ein geschichtliches Schmuckstück entsorgt und durch einen bloßen „Haken“ ersetzt wurde.

Nun ging es über den Außenbereich zum gut erhaltenen Torhaus, der sogenannten Hunnenporte. Dieses Gebäude wurde um 1200 errichtet und hier finden heute kulturelle Veranstaltungen, Konzerte, Ausstellungen und Fortbildungen statt. Ebenfalls hat der Heimatverein das Theresen-Kabinett und die Westfalica-Sammlung dort untergebracht. Das Leben einer damals schon recht emanzipierten Stiftsdame Therese von Zandt wird den Besuchern hier nahegebracht. (Schmunzelnd) „Somit steht fest, die Emanzipation der Frau begann also zu unser aller Überraschung in Legden Asbeck im 18. Jahrhundert.“ Wer hätte es gedacht?

Nun ging es in die Stiftsdokumentation Asbeck. Die Ausstellung erhält ihren besonderen Reiz durch eben den Originalschauplatz und widmet sich der Geschichte der münsterländischen Damenstifte, also auch Nottuln. Mittelalterliche liturgische Geräte, wertvolle Figuren, Gegenstände aus dem Alltagsleben der adeligen Damen sowie Bücher und Kartenmaterial befinden sich auf zwei Etagen des ehemaligen Klostergebäudes.

Besondere Aufmerksamkeit erfuhren natürlich auch Teile aus dem Nachlass einer Stiftsdame aus Nottuln, diese hatte verfügt, dass der Nachlass an ihre Haushälterin vererbt wird, wenn sie von ihr bis zum Tode gepflegt würde. Das war dann wohl der frühe Start einer Sozialversicherung.

Wir bedankten uns zum Abschluss für die überaus gelungene, engagierte, kurzweilige und sehr informative Führung mit großem Applaus.

Von diesem Nachmittag, unserem Besuch des Stiftes, der Dichte historischer Bausubstanz im Dorf doch sehr überraschend und auch sehr beeindruckt, werden wir Asbeck in guter Erinnerung behalten. Das Eingangstor „Hunnenporte“ im Nordosten, die flankierende Speicheranlage, die romanische Stiftskirche, das Dormitorium des Klosters mit der angrenzenden zweigeschossigen Kreuzganggalerie, das Wohnhaus der Äbtissin und das gegenüberliegende Backhaus, die Verwaltung des Stiftes, sowie die eindrucksvolle Stiftsmühle am Asbecker Mühlenbach. Das sicher Besondere und tolle daran: In all den historischen Gebäuden befindet sich Leben – kein Leerstand – alles wird genutzt zur Zufriedenheit der Mitmenschen im Dorf.

Sicher werden wir nochmals Asbeck besuchen, um zum Beispiel die neue VR-Brille auszuprobieren mit dem ein virtueller Rundgang, der den historischen Zusammenhang der vielen sehenswerten, geschichtsträchtigen und denkmalgeschützten Gebäude und die Lebensweise in einem Stiftsdorf noch besser nachvollziehen lässt. Außerdem wird dann die 3,5 Km lange Skulpturenroute Asbeck noch besichtigt werden. Es ist also noch vieles zu sehen und zu erleben. 

Gleich innerhalb des Klosterbereichs (ganz Alt-Asbeck gehörte zum geschlossenen, ummauerten Kloster) im Gasthof „Unter den Linden“ DER GRIECHE im Außenbereich konnten wir uns abschließend niederlassen und am großen Tisch auch für den Gaumen noch sehr leckere Speisen und gekühlte Getränke genießen. Um 20 Uhr traten wir dann voller Eindrücke und einem tollen Kultur- Naturprogramm die Fahrradrückfahrt an und gelangten am Schloss Varlar (ehem. Stift Varlar, von den Grafen von Cappenberg gegründetes Prämonstratenserstift) vorbei, östlich an Coesfeld über den Ludgerusweg und Napoleonweg gegen 21:30 Uhr zurück zum Stiftsdorf Nottuln. Ein wirklich gelungener Ausflug fand sein Ende und macht schon neugierig auf die nächsten Veranstaltungen des Familienkreises 1.

https://www.heimatverein-asbeck.de/de/home

https://dergriecherestaurant.de/

Fotos: Achim Guhr, Kalle Prigge