Mehr als 20 Gäste waren jetzt der Einladung der Kolpingsfamilie Nottuln gefolgt und erlebten als Referenten des Abends den Leiter des Feuilleton-Ressorts der Westfälischen Nachrichten/Zeitungsgruppe Münsterland, Johannes Loy. In seinen Leseproben aus dem von ihm herausgegebenen Buch „Heimat ist nicht nur ein Ort“ wurde deutlich, wie sehr er selbst durch die Erzählungen von mehr als 100 Mit-Autorinnen und Mit-Autoren verschiedener Generationen, darunter auch bekannte Gesprächspartner aus Kultur und Wissenschaft, einen deutlich geweiteten Blick auf das Thema „Heimat“ bekam.  So lasse sich der Titel des Buches, wie der Referent erläuterte, auf zweierlei Weise lesen und betonen. Für manche gebe es eben nicht nur eine einzige, sondern vielleicht mehrere Heimaten. Für andere wiederum sei Heimat nicht ein bestimmter Ort, sondern ein soziales Geflecht, die Familie oder gar die Musik.

Eine Grundfrage bleibe bei alledem bestehen, so führte Johannes Loy aus: „Verstehe ich Heimat eher dynamisch und offen für Veränderung oder eher exklusiv, also ab- und ausgrenzend?“ Die Diskussionen in unserer Gesellschaft und die Positionen rechtsextremer Parteien und Bewegungen verlangen offenbar, wie sich im Verlauf des Abends zeigte, nach einer eigenen Vergewisserung: Lässt mein Verständnis von „Heimat“ die Zuwanderung von Menschen mit je eigenen Erfahrungen von Beheimatung zu, und bin ich offen für neue Impulse? In der lebhaften Diskussion, die sich an die Lesung anschloss, wurde deutlich, dass Integration nicht gleichbedeutend mit Assimilation, mit der vollständigen Aufgabe der eigenen Kultur sein dürfe. Menschen, die in Deutschland eine neue Heimat finden wollen, müssten neben dem Erwerb der deutschen Sprache allerdings ein klares Bekenntnis zum demokratischen Rechtsstaat und dem Werteverständnis in einer christlich-jüdisch geprägten Kulturnation ablegen.